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Ausgerechnet bei deinem Arbeitgeber kannst du keine aktive Vaterschaft leben?

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Robert

28. Okt. 2020


In meiner Arbeit mit vielen (auch werdenden) Vätern kommt oft irgendwann ein innerer Konflikt zu Tage. Sie beschreiben eine genaue Vorstellung von ihrer Vaterrolle, wollen viel Zeit mit dem Kind verbringen und nicht nur der „Gute-Laune-Papa" sein. Sie wünschen sich eine gleichberechtigte Rollenverteilung in ihrer Beziehung und sind in ihrer Sichtweise augenscheinlich nicht in alten Rollenmodellen verhaftet. Dann präsentieren sie das große Aber! Das klingt ungefähr so:

„Leider ist das in meinem Unternehmen nicht möglich“

„Mein Job erlaubt das leider nicht“

„Bei uns geht das eben ausgerechnet nicht.“

Das Mindset entscheidet über die Ausgestaltung der eigenen Vaterrolle

Jetzt könnte ich argumentieren, dass das nur vorgeschobene Entschuldigungen sind, und sie das andere einfach doch nicht so dolle wollen. Das mache ich aber genau nicht. Ich weiß nämlich, dass viele von dieser Aussage fest überzeugt sind. Ich selbst hatte vor der Geburt meines Sohnes ein ähnliches Mindset. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es anders gehen kann. Ich wusste auch nicht, wie man dahin gelangt.

Bei dem Gedanken an ein Gespräch mit dem Vorgesetzten über die eigene Vaterschaft startet schon häufig ein Gedankenkarussell:

„Wie verhindere ich, dass ich durch eine lange Elternzeit und vielleicht auch durch Teilzeitarbeit karrieretechnisch aufs Abstellgeleis gerate?"

„Sollte ich nicht der Ernährer der Familie sein? Was werden die Kollegen sagen, wenn ich nicht wie alle anderen so lange wie möglich arbeite?" Und, und, und...

Heute weiß ich, dass ich mit diesem Thema nicht alleine bin. Es gibt unzählige Unterstützer und Vorbilder, die zeigen, wie Väter mit der Situation umgehen können. Inzwischen begleite ich selbst Angestellte, Führungskräfte und Unternehmer auf ihrem Weg zu ihrer gewünschten Vaterrolle und gebe Antworten auf die Frage, wie sie das Thema beim Arbeitgeber adressieren können.

Fragen, die sich jeder Vater stellen sollte

Als ersten Schritt rate ich immer dazu, sich den Spiegel vorzuhalten und sich folgende Fragen zu stellen:

„Warum erwarte ich von mir immer noch, trotz der neuen Familiensituation, weiterhin 100 Prozent im Job geben zu müssen?"

„Was sind die tief verwurzelten Glaubenssätze dahinter? Sind es wirklich meine Glaubenssätze oder vielleicht die meiner Eltern oder die der Gesellschaft?"

„Und wo sehe ich mich mit meiner Familie in 5 Jahren? Möchte ich nur der Spaß-Daddy sein oder ein richtiger Ansprechpartner für meine Kinder in allen Belangen?"

„Werde ich es bereuen, wenn ich jetzt nichts ändere?"

Bereite dich auf das Gespräch mit deinem Chef vor!

Wenn du die Fragen mit JA beantwortest, dann nimm das als gegeben hin und hinterfrage die Entscheidung nicht mehr, sondern gehe in die Umsetzung. Bereite dich gut für das Gespräch mit deinem Chef vor und beachte zuvor folgendes:

1. Werde dir über deinen Wert und deine Stärken für das Unternehmen bewusst und schreibe sie auf.

2. Werde dir darüber klar, was du genau ändern willst, z. B. Reduzierung der Arbeitsstunden, Einschränkung der Erreichbarkeit, Nutzen von Home Office, Teilnahme an weniger Abendveranstaltungen etc.

3. Überlege dir, wie das im Arbeitsalltag aussehen kann.

4. Frage dich, was dein Vorgesetzter davon hat. Das könnte z. B. sein: du bist zufriedener, kreativer, effizienter, schaffst mehr, etc.

5. Und dann gilt es: vereinbare einen Termin mit deiner Führungskraft!

Wenn du mehr zum Thema aktive Vaterschaft erfahren möchtest oder dir persönliche Unterstützung für deine individuelle Situation wünschst, dann kannst du mich gerne auf Parentimejederzeit kontaktieren.