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Geschwisterliebe - ein großer Wunsch von uns Eltern

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Nina

18. Sep. 2020


Wir wünschen uns von ganzem Herzen, dass unsere Kinder in ihren Geschwistern Verbündete fürs Leben finden. Menschen, denen sie vertrauen, auf die sie immer zählen können, in guten und schlechten Zeiten. Menschen, die sie kritisch hinterfragen und mit konstruktiver Kritik weiterbringen.

Wie wünschen ihnen, dass sie lernen, gemeinsam Konflikte zu lösen, bei denen es nur Gewinner gibt. Wie schön wäre es, wenn sie sich gegenseitig befruchten, die Andersartigkeit des anderen schätzen und sich darüber freuen, dass er da ist.

Wir wünschen ihnen, dass sie die Lebenskameraden füreinander werden, die wir uns alle aus tiefster Seele wünschen. Jemand, der immer für uns da ist, uns immer versteht, uns genauso liebt, wie wir sind und gemeinsam mit uns sich gegen die Welt da draußen verbündet.

Wir wünschen uns Geschwisterbeziehungen, die durch gemeinsame, schöne Kindheitserlebnisse verbunden sind. Kaum etwas entzückt uns Eltern mehr, als der große Bruder, der den Kleinen im Arm hält oder die große Schwester, die der Kleinen sanft über die Backe streichelt und ihr ins Ohr flüstert: Ich lieb dich so!

Die Realität bringt uns oft zum Verzweifeln

Es gibt Geschwister, die verstehen sich sehr gut. Doch die Realität sieht meistens anders aus. Der Alltag ist oft durchzogen mit heftigen Streitereien. Viele Eltern stehen ratlos daneben oder müssen eingreifen, wenn die Kinder anfangen, sich zu prügeln. Viele Mütter können einfach nicht mehr, weil ihre Kinder sich permanent in die Haare kriegen und kein Ende in Sicht ist. Sie fragen sich dann, was habe ich nur falsch gemacht, dass sie sich so hassen.

Was tun?

Fangen wir mal bei uns selbst an. In meinem Umfeld, gibt es sehr wenige Geschwisterbeziehungen, welche wirklich diesem tiefen Herzenswunsch gerecht werden. Oft sind die Beziehungen zwischen den Geschwistern geprägt durch viele, verschiedene Gefühle, und nicht nur durch die reine Liebe.

Wir fühlen uns oft missverstanden von unseren Geschwistern und die Geschwister von uns. Was nicht verwunderlich ist. Denn in einer Familie treffen die verschiedensten Temperamente aufeinander und müssen dann auch noch die für Kinder wichtigste Ressource teilen: die elterliche Liebe.

Da ist das erste Kind, geliebt und umsorgt von Mutter und Vater und deren absoluter Lebensmittelpunkt. Nun kommt das zweite Kind in die Familie und die Erwartung oder Hoffnung, ob ausgesprochen oder nicht, ist, dass das erste Kind das zweite liebt. Er soll seinen größten Konkurrenten lieben, und doch gelingt es erstaunlich oft, weil das Herz der kleinen Menschen groß ist.

Sobald die Kinder größer werden, tritt immer mehr die eigene Persönlichkeit zu Tage. Manchmal passen sie gut zusammen und manchmal auch nicht. Überlegen wir also mal, was wir uns mit der Erwartung herausnehmen, sie sollen sich lieben.

Natürlich finde ich die Vorstellung, dass meine vier Jungs sich vielleicht später nichts mehr zu sagen haben, nicht besonders beruhigend. Auch ich wünsche mir Weihnachtsfeste, an denen alle zusammen, am besten fröhlich und glücklich, unterm Baum sitzen.

Aber sind meine Kinder denn dafür da, um meine Bilder und Wünsche zu erfüllen? Definitiv nicht! Je mehr wir es als Eltern schaffen, uns von unseren Bildern und Vorstellungen zu verabschieden, desto freier können unsere Kinder ihre Beziehungen gestalten. So können sie ihre Geschwister aus freien Stücken lieben, und nicht, um unsere Wünsche zu erfüllen. Denn Kinder machen fast alles, um ihre Eltern glücklich zu machen.

Es ist unsere Verantwortung als Mutter oder Vater, unsere eigenen Glaubenssätze, Erfahrungen und Vorstellungen sowie unsere Familiengeschichte und unsere eigene Rolle in unserer Herkunftsfamilie zu reflektieren und zu bearbeiten. Denn je mehr wir von unserer inneren, eigenen Landkarte entdecken, desto freier werden wir und auch unsere Kinder in der Wahl des eigenen Lebensweges. Nur so können wir unsere Beziehungen frei gestalten.