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Interview mit Erzieher und Papablogger Felix

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Jasmin

04. Mai 2021


Lieber Felix, stell Dich doch kurz mal vor. Wer bist Du und was machst Du?

Mein Name ist Felix Schenk, ich bin 32 Jahre alt und arbeite als Erzieher in einer Kita. Ich bin Vater von zwei Jungs (4 und 2 Jahre alt) und bin mit meiner Frau Sophia verheiratet. Wir leben zusammen mit unserem Hund Diego und 4 Hühnern in einem beschaulichen Städtchen am Rande des Ruhrgebiets.

Du bist auf Instagram - was erfahren die Nutzer auf Deinem Profil?

Auf Instagram blogge ich als Papa_ohne_plan seit fast 2 Jahren. Hier geht’s um meinen Weg als Vater, unsere Erlebnisse und Erfahrungen als Familie und auch um meinen Beruf als Erzieher. Ich versuche meinen FollowerInnen alle Seiten der Elternschaft aufzuzeigen und bewege mich etwas abseits der „normalen“ Intagram Glitzerwelt. Ich schreibe also auch darüber, wenn es mal scheiße läuft. Denn ich bin der Meinung, wir sollten nicht irgendwelchen, utopischen Idealen hinterherrennen und uns gegenseitig noch fertiger machen, als wir es als Eltern ohnehin schon manchmal sind.

Was hast Du in Deiner Rolle als Vater am meisten über Dich und das Leben gelernt?

Ich habe gelernt, dass ich auch ohne einen Plan von Vaterschaft selbst einen halbwegs guten Papa abgeben kann. Das hat zwar einige Zeit gedauert und manchmal falle ich noch in alte Muster zurück und verstecke mein eigenes, situatives Unvermögen hinter der Tatsache, dass mein eigener Vater nicht wirklich präsent war in meinem Leben. Es wird trotzdem besser und besser und, ich lerne jeden Tag etwas Neues dazu. Ich habe beispielsweise gelernt, dass ich meinen eigenen Weg gehen kann, der fernab von dem meines eigenen Vaters verläuft.

Haben sich Deine Prioritäten und Werte mit Deiner Vaterrolle verändert? Wenn ja, wie?

Ich habe z.B schon immer einen sehr ausgeprägten Gerechtigkeitssinn gehabt, was mich auch zu meinem Beruf gebracht hat, denke ich. Das versuche ich meinen Jungs auch als einen Kernwert weiterzugeben.

Die Prioritäten haben sich natürlich komplett verändert ab dem Moment der Geburt unseres großen Sohnes. Auf einmal dreht sich nur noch alles um dieses kleine Wunder. Das ist grundsätzlich immer schön und das Beste, was mir je passiert ist. Das bedeutet aber im Umkehrschluss nicht, dass es auch mal scheiße und anstrengend sein kann und man das dann auch entsprechend benennen sollte.

Wir von Parentime möchten Eltern als Team stärken. Was braucht es für ein gutes Elternteam aus Deiner Sicht? Wie organisiert Du Dich mit Deiner Partnerin?

Um als Eltern gut zusammenarbeiten und sich gegenseitig den Rücken stärken zu können, braucht es meiner Meinung nach vor allem Klarheit. Sobald man sich als Paar gut aufgestellt hat, kann man sich auch der großen Aufgabe, wie Eltern werden/sein, stellen.

Ein Bewusstsein dafür, dass die Partnerschaft erst mal hintenan steht, sobald ein Kind ins Leben tritt, entwickelt sich von alleine. Der Weg dahin, das zurück zu erlangen und ein Paar zu bleiben, ist schwer, aber nicht unmöglich!

Ein Team sein ist natürlich nicht immer so leicht, wie es klingt. Wenn wir aber ehrlich und offen über unsere Wünsche, Hoffnungen und Ängste reden, kann es uns gelingen, gemeinsam eine starke und solide Basis für unsere Familie zu bilden und damit unseren Kindern die besten Voraussetzungen für ein gesundes und kindgerechtes Aufwachsen zu bieten.

Was unternimmt ihr, um euch als Paar nicht zu verlieren?

Meine Frau Sophia und ich haben mittlerweile einen Weg für uns gefunden, mehr Paarzeit in unseren Alltag zu integrieren. Dabei haben uns feste Verabredungen geholfen. Sowohl für Paarabende und Zärtlichkeit, als auch für viele, andere Dinge rund um die Kinder. Hierfür ist Ehrlichkeit unfassbar wichtig.

Feste Verabredungen für Paarzeiten klingt erst mal komisch, macht die Sache mit der Zeit aber zu einem „NO  BRAINER“. Man muss sich keine großen Gedanken mehr über das "Wie" und "Wann" oder das Deuten von Zeichen etc. machen. Ich selbst habe es lange für Schwachsinn gehalten. Inzwischen kann ich aber nur jedem empfehlen, es zu versuchen, vor allem wenn es mal Durchhänger in der Partnerschaft gibt. Und ich denke, diese erleben heutzutage viele Paare.

Wie wichtig ist euch eigentlich ME TIME? Nehmt ihr euch regelmäßig Auszeiten und wenn ja, wann und was tut ihr dann?

Wir versuchen das immer füreinander zu ermöglichen. Je nach Arbeit und Auslastung des jeweiligen Tages unternehmen wir dann auch alleine etwas mit den Kids und der andere darf sich ausruhen oder etwas für sich tun. Sophia verbringt gerne Zeit im Stall bei ihrem Pferd und ich bin gerne in meiner Werkstatt, um meinem Hobby dem Messerbau nachzugehen.

Welche wertvollen Erfahrungen bzw. Tipps würdest Du mit Eltern, vor allem mit Vätern, teilen, die zum ersten Mal ein Kind erwarten?

Jungen oder werdenden Vätern kann und würde ich gerne mitgeben, dass sie sich trauen sollten, ihre Komfortzone zu verlassen, um sich ihrer Vaterschaft bewusst zu werden und sie aktiv ausleben zu können. Dadurch können sie für andere erlebbar machen, wie es gehen kann.

Es ist sicherlich bequemer, eine Vaterrolle einzunehmen, die der des eigenen Vaters gleicht und gesellschaftlich vielleicht noch stark vertreten ist - auch wenn es inzwischen Stimmen gibt, die traditionellen Rollenmuster als veraltet betrachten. Ich selbst aber habe blöde Kommentare von anderen Vätern erlebt, als ich über meinen bedürfnisorientierten, aktiven Weg der Vaterschaft sprach. Das ist nervig, aber es vergeht und im besten Fall erreicht man doch jemanden damit.

Welchen Leitspruch/welches Lieblingszitat hast Du?

„It is easier to build strong children than to repair broken men.“ Ein Zitat von Frederick Douglass, das ich mittlerweile als Tattoo auf dem Arm trage.

Lieber Felix, ganz lieben Dank für Deine inspirierenden und wertvollen Impulse.