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Selbstfürsorge und Selbstreflexion- was hindert mich daran, gut für mich zu sorgen?

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Maria

05. Nov. 2020


Selbstreflexion zum Thema Selbstfürsorge

Selbstfürsorge bedeutet für jeden etwas anderes. Was bedeutet es für dich? Wie würdest du den folgenden Satz beenden, und zwar ganz spontan ohne darüber nachzudenken:

Für mich zu sorgen, ist…?

...Na bist du vielleicht gerade erschrocken, was als Erstes aus deinem Unterbewussten raus will? Bei mir kam zum Beispiel: <<egoistisch>>. Denn diese Einstellung habe ich vorgelebt bekommen.

Gleich zu Beginn möchte ich dich deswegen einladen, herauszufinden, was Selbstfürsorge für dich ganz persönlich bedeutet.

Was verbindest du damit? Warum glaubst du, ist es wichtig, gut für dich zu sorgen? Woran würdest du erkennen, dass du gut für dich gesorgt hast? Wo und wie würdest du das in deinem Körper spüren können? Woran würden das andere erkennen? Wie zeigt sich das in deinem Verhalten?

Voraussetzungen für Selbstfürsorge

Um für sich selbst sorgen zu können, setzt es meiner Meinung nach voraus, dass wir wieder lernen, stärker in Kontakt mit uns und unserem Körper zu kommen. Wir müssen bereit sein, Gewohnheiten zu hinterfragen, neue zu etablieren und uns Grenzen zu setzen.

Doch dabei gilt: Nur was wir kennen, können wir auch schützen und dafür einstehen. Was das für dich persönlich bedeutet, ist echte Arbeit und setzt die Bereitschaft voraus, dass du dich mit dir selbst auseinandersetzt. 

Selbstfürsorge ist also keine Eintagsfliege. Vielmehr ist es eine innere Haltung, die besagt: „Ich bin auch wichtig und dafür verantwortlich, gut für mich zu sorgen. Die Erlaubnis dafür kann ich mir nur selbst geben."

Denn eines ist klar: für sich selbst zu sorgen, wird erfahrungsgemäß fast nie mit Beifall belohnt - gerade im Familienalltag, wo eigentlich jeder auf dem letzten Loch pfeift und wir uns teilweise die Butter auf dem Brot nicht gönnen. Zu wissen, wofür wir es machen, warum es wichtig ist und welchen Vorteil auch das eigene Umfeld dadurch hat, kann sehr helfen. Es fällt dann auch leichter, zu akzeptieren, dass wir es nicht allen recht machen können und müssen. Es wird immer Menschen geben, die das vielleicht richtig doof finden.

Kleiner Tipp am Rande

Lege dir irgendwo eine Liste an, in die du nach und nach all das schreibst, was dir Energie gibt. Und fertige auch eine zweite Liste an, in der du alles sammelst, was dir eher Energie zieht. 

Wie reden wir eigentlich mit uns selbst?

Es lohnt sich immer, mal näher zu beobachten, wie wir eigentlich mit uns selbst sprechen. Vielleicht kennst du Sätze, wie:

„Jetzt stell dich nicht so an!“

„Von nix kommt nix!“

„Ich muss stark sein!“

„Wenn ich es nicht mache, macht es keiner!“

„Die kriegen das ohne mich nicht hin!“

„Ich will das alleine schaffen!“

„Was wohl die anderen von mir denken?“

„Wer bin ich, wenn ich nichts leiste?“

„Ich muss..!“

Unsere Antreiber stehen oft mit der Peitsche hinter uns und machen uns das Leben schwer. Jetzt stell dir bitte mal vor, dass dein*e beste*r Freund*in in solch einer Situation wäre, was würdest du zu ihr sagen? 

„Jetzt stell dich mal nicht so an!“ Sicher nicht, oder?

Versuche beim nächsten Mal, wenn du wahrnehmen kannst, dass du so mit dir sprichst, diesen kleinen Perspektivenwechsel vorzunehmen und sei dir selbst ein*e Freund*in. Versuche diese Milde auch mal für dich selbst anzuwenden. 

maria

Unsere Antreiber

Unsere Antreiber sind natürlich nicht per se kleine Quälgeister. Sie sind wichtige Motivatoren und haben sicherlich auch in deinem Leben schon oft dafür gesorgt, dass du etwas Tolles erschaffen hast. 

Tatjana spricht in ihrem Buch „Das Prinzip Selbstfürsorge“ davon, sich kleiner Erlauber zu schaffen, die uns helfen, Ausnahmen zu machen. Denn unsere Antreiber wollen auf jeden Fall nur Gutes für uns. Sie wollen uns helfen, sicherzustellen, dass wir bestimmte Sachen erreichen, damit wir dann zum Beispiel Anerkennung bekommen oder gesehen werden, damit wir dazugehören oder geliebt werden.

Unsere Antreiber werden also manchmal aus Angst so laut, dass eins dieser Bedürfnisse auf dem Spiel stehen könnte. Sich das ab und zu bewusst zu machen, kann sehr helfen, sich seine persönlichen Erlauber zu schaffen.

Mit Bildern verstehen, wie Selbstfürsorge funktioniert

Ein Auto fährt mit Benzin. Nehmen wir also an, Selbstfürsorge sei unser Treibstoff. Dann wäre es doch selbstverständlich, hier regelmäßig nachzutanken. Und vielleicht nicht erst, wenn wir mit den letzten Litern unterwegs sind. Denn wer kennt nicht den Stress, gleich eine Tankstelle finden zu müssen.

Im Flugzeug, im Falle eines Notfalls, sollen wir zuerst die eigene Sauerstoffmaske aufsetzen, um dann anderen zu helfen.

Eine alte Zen Weisheit besagt: „Fülle erst dein eigenes Glas, bevor du anderen zu trinken anbietest.“

Ein weiterer Perspektivenwechsel

Was wünscht du dir für deine Kinder? Welche Werte möchtest du ihnen vermitteln? Und dann frage dich, ob du hier mit gutem Beispiel voran gehst.

Nein sagen

Ein weiteres Hindernis kann es sein, dass wir einfach nicht NEIN sagen können. Hier finde ich es persönlich ganz wichtig, zu verstehen, weshalb das so schwer für uns ist. 

Sich zu fragen: Was soll das „Nicht-Nein-sagen-können“ für uns sicherstellen? Wozu ist es gut? Was ist uns dadurch möglich? Hier geht es ganz oft, um ganz tiefe Grundbedürfnisse, die sicher gestellt werden sollen. Mache dich bewusst:

Ein JA zu Anderen kann ein NEIN zu mir selbst sein.

Ein NEIN zu Anderen kann ein JA zu mir selbst sein.

Mittlerweile habe ich mir Sätze zurecht gelegt, wenn mich jemand um einen Gefallen oder etwas anderes fragt. Ich sage dann zum Beispiel „Ich habe gerade meine Termine nicht im Kopf. Ich schaue in meinen Kalender nach und gebe dir dann Bescheid.“ Oder ein Klassiker: „Ich muss erst noch meinen Mann fragen“.

Dadurch gewinne ich mehr Zeit und kann in Ruhe schauen, ob ich das annehmen möchte oder nicht. Ein hartes Nein geht den meisten Menschen schwer über die Lippen. Hier weichere Formulierungen für sich zu finden, kann ein erster Schritt sein.

Müssen oder Wollen

Ein weiteres Hindernis auf dem Weg für sich selbst zu sorgen, ist das viele Müssen. Aber ist es wirklich ein Müssen? Müssen macht uns nämlich oft zu Opfern von äußeren Umständen. Etwas zu wollen, aktiviert hingegen unsere Selbstwirksamkeit.

„Komm schon, wir müssen los!“

„Ich muss noch einkaufen!“

„Ich muss zur Arbeit!“

„Ich muss…

Hinterfrage dich: Muss ich das wirklich und wenn ja, wozu ist dir das dann wichtig. Was passiert, wenn du es nicht tun würdest? Kann aus einem MÜSSEN auch ein WOLLEN werden?

Geht es dir vielleicht eher darum,… 

… die Anerkennung zu bekommen, dass du trotz Job, Kinder und Freizeitstress den Kuchen auch noch schaffst willst? Denn hey: DU schaffst das, wer sonst!

… dass deine Kinder Zugang zu Aktivitäten haben? Denn dir sind Bewegung oder Musik sehr wichtig.

… dass dir eine schöne Wohnung/ ein schönes Haus und einer gewisser Lebensstandard viel bedeuten?

… dass es wenigstens im Außen aufgeräumt sein soll? Denn du brauchst das zum Wohlfühlen.

… dass ihr gemeinsam etwas Gescheites esst? Schließlich du hast selbst den ganzen Tag über nicht gut gegessen.

Hilfreiche Schritte für dich

Auch hier möchte ich dich einladen, in den nächsten Tagen mal auf deine Kommunikation in Bezug auf andere Menschen und auf dich selbst zu achten. Achte mal darauf, wie oft du ICH MUSS sagst.

Sobald du die innere Stimme ICH MUSS hörst, versuche mal, die folgenden Schritte zu befolgen:

1. Schritt: Erstmal nur wahrnehmen

2. Schritt: Frag dich mal: „Muss ich das wirklich?" Oder „will ich das, weil mir xy daran wichtig ist?"

3. Schritt: Korrigiere dich im Außen und dir selbst gegenüber, indem du z.B. anstatt „Komm jetzt, ich muss zur Arbeit" sagst: „Bitte komm jetzt. Ich möchte wirklich los, weil es mir wichtig ist, pünktlich zu kommen." Oder gibt es vielleicht gar keinen wirklichen Grund, sich selbst Stress zu machen?

4. Schritt: Nimm wahr, was sich verändert, wenn du aus deinem Autopiloten aussteigst und anfängst zu hinterfragen.

Der meiste Stress ist oft hausgemacht! Wir selbst sind der größte Hebel, um stressige Situationen verändern zu können.

Fazit zum Thema Selbstfürsorge

Selbstfürsorge ist ein komplexes Thema und kann auf verschiedene Ebenen angegangen werden. Leider bietet es auch viele Möglichkeiten, sich selbst wieder zu sehr optimieren zu wollen. Hier sein eigenes Maß zu finden, ist schon die erste große Aufgabe in Sachen Selbstfürsorge.

Wenn ihr euch persönliche Unterstützung für mehr Selbstfürsorge in eurem Leben wünscht, dann kontaktiert mich jederzeit gerne auf Parentime.