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Vaterschaft - mehr als Alleinverdiener und Spielkamerad

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Heiner

26. Okt. 2020


Immer mehr Väter nehmen Elternzeit und wollen sichtbare, ansprechbare und präsente Väter sein. Sie wollen es anders machen, als ihre Elterngeneration es tat. Mittlerweile nehmen fast 40% die gesetzliche Elternzeit in Anspruch, etwa drei Viertel von ihnen allerdings nur die minimalen zwei Monate. Jeder siebte arbeitet währenddessen sogar in Teilzeit weiter. Der Hauptgrund ist die Sorge um einen Karriereknick, wenn sie familienbedingt beruflich kürzertreten.

Vaterschaft ist mehr als Geld zu verdienen und der Spielkamerad für die Kinder zu sein.

Etwa 80% der Väter sind bereit, ihre Arbeitszeit zu reduzieren und 25% von ihnen gelingt es, mehr Zeit mit den Kindern zu verbringen. Allerdings bleiben dafür eher die Hobbys auf der Strecke. Die Folge sind Stress, Unzufriedenheit und festgefahrene, traditionelle Familien- und Rollenbilder. Im Coaching begleite ich Väter, die es anders machen wollen. Sie wollen ein aktiver, präsenter und ansprechbarer Vater sein, der kompetent auf die Bedürfnisse seiner Kinder eingehen kann. Gleichzeitig möchten sie einen gleichberechtigten Anteil an der Care-Arbeit haben. Wir bearbeiten diese alltäglichen Herausforderungen in der Familie, der Partnerschaft und der Vereinbarkeit.

In letzter Zeit werde ich häufiger gefragt, was eigentlich einen aktiven Vater ausmacht. Was unterscheidet ihn von einem passiven Vater und muss ich dafür gleich Hausmann werden? Für väterliches Engagement sind neben individuelle und strukturelle Bedingungen folgende vier Faktoren ausschlaggebend:

1. Motivation Die Motivation wird beeinflusst durch die eigene Entwicklungsgeschichte, Persönlichkeitszüge und Einstellungen. Während die einen Wissenschaftler davon ausgehen, dass sich positive oder negative Erfahrungen mit dem eigenen Vater wiederholen, gehen andere Wissenschaftler davon aus, dass Väter das fehlende Engagement ihres eigenen Vaters später kompensieren. Aufgrund dieser Sozialisationserfahrung brauchen Väter ohne Rollenvorbild Unterstützung und Begleitung auf dem Weg zu einer liebevollen und aktiven Vaterschaft.

2. Kompetenz und Selbstvertrauen

„Neue Väter brauchen neue Mütter“, lautet ein Buchtitel von Margrit Stamm. Wenn die Partnerin dem Vater Verantwortung bewusst abgibt bzw. überträgt und ihn seine Rolle entwickeln lässt, steigen Kompetenz und Selbstvertrauen. Doch nicht immer gelingt eine wertschätzende Kommunikation und zu schnell reißen alte Wunden auf. Männer haben in ihrer Sozialisation nicht gelernt, Care-Arbeit zu verhandeln und ihren Teil der Verantwortung zu leben. Im Coaching begleite ich Väter, diese Anteile zu entdecken. Im Übrigen nimmt die Qualität der Interaktion mit dem Kind zu, je besser die Beziehung der Eltern ist.

3. Soziale Unterstützung & Belastungen

Hier zeigt sich, dass das väterliche Engagement steigt, wenn die Mutter berufstätig ist und die Einstellung der Mutter zur Vaterschaft positiv ist. Studien machen deutlich: Wenn Väter die Elternzeit mit ihrem Kind allein verbringen, während die Mutter arbeitet, gestalten sie ihre Vaterschaft involvierter und aktiver. Sie nehmen Aufgaben selbständiger und eigenverantwortlicher war. Die Mutter gestaltet also den Rahmen mit und vertraut in die Kompetenzen des Vaters, obwohl sie aufgrund ihrer Sozialisation über den „Fürsorge-Vorsprung“ verfügt.

4. Kontextbedingungen Kontextbedingungen meint den beruflichen Status des Vaters und hier im Besonderen die Arbeitszeitautonomie. Ist das Unternehmen positiv gegenüber familiären Verpflichtungen eingestellt und herrscht Verständnis über die als Stress erlebte Verbindung zwischen beruflichen und familiären Rollen, steigt das Engagement des Vaters. Es braucht also Rollenvorbilder in den Führungsetagen. Elternzeit wird angemeldet und muss nicht beantragt werden. Auch kann der Mitarbeiter mehr als die üblichen zwei Monate nehmen.

Die positive Entwicklung, dass immer mehr Väter in Elternzeit gehen, ist erfreulich. Damit Väter auf dem Weg zu ihrer aktiven Vaterschaft nicht allein sind, brauchen sie hin und wieder Unterstützung und Begleitung. Falls ihr euch mehr Unterstützung wünscht, stehe ich euch jederzeit auf Parentime gerne zur Verfügung.